‚Traumjob‘ Drehbuchautor

Mit Peter Friedrich beim Drehbuchseminar in Mölln

Bei atlas-film entdecke ich eines Tages ein zurückgelassenes Schriftstück auf dem Kopierer. Eine Ausschreibung. Drehbuchautoren werden dringend benötigt und die Filmförderungsanstalt (FFA) veranstaltet gemeinsam mit der Bertelsmannstiftung ein 14-tägiges Intensivseminar mit Produzenten, Autoren und Regisseuren von Rang. Zur Bewerbung soll ein Exposé eingereicht werden.

Es ist 1987 das erste Ausbildungsseminar für Drehbuchautoren in dieser Zeit in Deutschland. Der Autorenfilm der 1970er Jahre hatte sie überflüssig gemacht und wenn doch mal Autoren benötigt wurden, engagierte man meist Briten. Doch die Zeit des Autorenfilms ist nun vorbei und im Fernsehen gehen auch die gerade neu entstandenen Privatsender dazu über, selbst zu produzieren, statt einfach nur Einkäufe abzuspielen.

Ich erstelle ein Exposé und reiche es in zehnfacher Ausführung ein. Bundesweit gehen mehrere hundert Bewerbungen ein. Ich darf mich schließlich glücklich schätzen, zu den zehn ausgewählten Teilnehmern zu gehören. Zu den ersten zehn in der BRD ausgebildeten Drehbuchautoren. Wir werden einquartiert in einem Waldhotel im schleswig-holsteinischen Mölln.

Dort lerne ich Peter Friedrich kennen. Wir freunden uns an und bewerben uns gemeinsam, als zwei Jahre später alle Teilnehmer des Seminars gebeten werden, sich für einen Co-Autorenjob zu bewerben. Wir erstellen wiederum ein Exposé, reichen es ein und bekommen den Job. Der Freude über den Traumjob folgt allerdings bald Ernüchterung. Das folgende Beispiel bringt dann das Fass zum Überlaufen.

Die Macht des Stars

Für den Star einer erfolgreichen 1980er-ZDF-Vorabendserie soll eine Nachfolgeserie auf den Leib geschrieben werden. Wir legen uns ins Zeug und nach einigen Monaten intensiver Arbeit sind die Bücher für die ersten Folgen fertig. Anlass für das ZDF, die alte Vorabendserie jetzt zur besten Sendezeit, 20:15 Uhr, zu wiederholen, um Appetit auf den Nachfolger zu machen. Mehr hatte der Star allerdings nicht gewollt. Kaum läuft die Wiederholung an, gibt er bekannt, dass er bereits mit der ARD einen Nachfolger dreht.

Ein Drehbuchautor erhält zu dieser Zeit sein Geld in drei Etappen: das erste Drittel nach Abnahme des Drehbuchs, das zweite Drittel bei Drehbeginn und das letzte Drittel bei Sendung. Kurzum: Aufwand und Honorierung steht für uns in keinem Verhältnis und wir beenden nach einigen mehr oder weniger erfolgreichen Projekten die Zusammenarbeit.

Beeindruckendes Recherchematerial

Es gibt aber auch positive Einblicke. Pro Sieben unter Leo Kirch ist damals der erste Privatsender, der eine Eigenproduktion startet. Wir sind damals an der Erstellung der ersten Staffel der Serie „Die Notärztin“ beteiligt. Um uns für die Arbeit ein kompetentes und emotional einstimmendes Fundament in die Hand zu geben, wird uns eine dicke Mappe zugeschickt, in der der Arbeitsalltag von Notärzten ausgiebig dargestellt ist. Aber nicht nur das: Auch die psychischen Belastungen und die Auswirkungen auf das familiäre Leben, die dieser Beruf mit sich bringt, sind umfangreich – auch mit seriösen Datenerhebungen –  beschrieben. Ein solch umfangreiches und beeindruckendes Recherchematerial habe ich selbst im späteren Journalistenleben nie wieder zu Gesicht bekommen!

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