Filme machen

Das langjährige Engagement bei atlas-film, das Drehbuchschreiben – logisch, dass ich irgendwann selbst mal filmen will. Das ist damals bei weitem nicht so einfach, wie heutzutage.

Die Produktionen für die TV-Berichterstattung habe ich mal weggelassen. Die kommen erst später nach der Rundfunk und TV-Ausbildung. Über ein Projekt, aus dem dann doch nichts geworden ist, muss ich allerdings kurz berichten. Denn es bleibt in interessanter Erinnerung: Peter und ich schrieben an einem Drehbuch zu einem Kinderfilm, dessen Hauptdarsteller in einem Abwasserkanal lebte. (Wir hatten „Der dritte Mann“ im Kopf). Ich frage damals bei den Stadtwerken an, ob man die Kanäle mal besichtigen könne. Die Reaktion ist unglaublich super. Für uns wird eine Straße abgesperrt, die Deckel angehoben, um durchzulüften, und dann bekommen wir eine Führung durch den Duisburger Untergrund!

Ein paar Beispiele:


Rondo Diritto

1990 drehen wir Rondo Diritto. Ein großes Abenteuer. Filmemachen ist damals noch nicht so einfach wie heute. Wir drehen auf U-Matic, ein sperriges Videosystem, das damals als semiprofessionell gilt. Den Großteil des Films drehen wir in der Toscana, in einer alten Villa, die wir zu diesem Zweck gemietet haben. Einige Szenen drehen wir danach in Duisburg. Im Haniel-Museum, in der damals noch verfallenen Küppersmühle und in der leerstehenden Laarer Badeanstalt (heute Binnenschifffahrtsmuseum). Der Film läuft dann etwa einen Monat lang überaus gut besucht im filmforum. Die WDR Radios berichten und kündigen unsere Termine an und auf RTL läuft ein sehr positiv besprochener TV-Beitrag darüber.

In der Drehpause mit Heiko Ullrich und Reiner Devantié. (von links)

Treibende Kraft des Projekts ist Mick Baltes. Nach unserem umjubelten Theater-Auftritt im Audimax mit Helge Schneider und anderen Künstlern der Region, kommt er noch während des Applauses auf die Bühne. Er stellt sich mir als Filmstudent vor und unterbreitet mir seinen Plan, in dieser Toscana-Villa, in der er schon einmal gedreht hat, einen abendfüllenden Film zu drehen. Gemeinsam schreiben wir eilig ein halbwegs funktionierendes Drehbuch. Mick organisiert alles professionell. Kamera, Licht, Ton, Maske, Requisite, Script, Continuity, sogar Catering – für alles ist gesorgt. Die Schauspieler des Präsident Glinke Theaters sind ausnahmslos dabei. Stefan Basso und Andrea Filipiak übernehmen die Hauptrollen. Daniel Basso, Stefans Bruder, schreibt die wunderschöne Filmmusik.

Neben „Gremlins“ und „Pretty Woman“. „Rondo Diritto“ in bester Gesellschaft: http://www.chess-in-the-cinema.de/kino9094.php

RTL zu Rondo Diritto (alte Datei, schlechte Qualität):

Ausschnitt aus Rondo Diritto (alte Datei, schlechte Qualität):


Intrada

Es ist die große Zeit der Videoclips. Popmusik erobert den Alltag, vom Wartezimmer bis zur Boutique. Mich lässt der Gedanke nicht los, mal einen Videoclip zu klassischer Musik zu produzieren. Peter Friedrich unterstützt mich dabei. Ich habe Lust, mal so richtig in die Kitschkiste zu greifen 🙂 Marinus Pütz und Beate Arens (die im wirklichen Leben eigentlich kein Paar sind) erweisen sich als die perfekten Darsteller für diesen Clip.


Paperbird

Paperbird 1991

Gute Nachricht: Für die Produktion seines Kinderfilms „Paperbird“ erhält Peter Friedrich Filmförderung! Er bietet mir an, die Regie zu übernehmen. Gedreht wird auf 16mm.

Peter Friedrich (links)

Die Dreharbeiten wirbeln in der Kleinstadt Altdorf bei Nürnberg reichlich Staub auf.

Die „Nürnberger Nachrichten“

Das Video unten zeigt einen Ausschnitt aus einem Bericht des Bayrischen Rundfunks zu den Paperbird-Dreharbeiten. Der Clip entstammt meiner damaligen Webseite. Film im Web ist damals neu. Sehr selten und etwas Besonderes. Es gibt nur mickrige Modems und keine Flatrates.  Ich muss deshalb notgedrungen die Qualität und Größe stark runterfahren, um es überhaupt möglich zu machen. Immerhin hat dieses digitalisierte Schnipsel das VHS-Original überlebt 🙂


Structural Chance

Duisburg will sich mit einem Beitrag für die UNO-Habitat-Konferenz in Istanbul 1996 bewerben. Dazu drehe ich im Auftrag des Amtes für Statistik und Europaangelegenheiten in (übrigens wunderbarer) Zusammenarbeit mit Robert Tonks den Film Structural Chance. Mir sind dabei – anders als in bisher gängigen städtischen Medien – die Menschen wichtig. Ihre Motivationen und Emotionen.

Der Film wird schließlich unter zahlreichen Einreichungen vom damaligen Umweltminister Klaus Töpfer zum offiziellen deutschen Beitrag für die Istanbuler Konferenz gewählt.

Später ist der Film dann Gegenstand einer vergleichenden Analyse zum Thema Stadtmarketing an der Uni Weimar. Dazu bin ich eingeladen, um Stellung zu nehmen. Ich treffe auf ein überraschend interessiertes und gut informiertes studentisches Publikum.

Hier die deutschsprachige Version – der Originalbeitrag war englisch.

Tagged as: