Nach meinem Ausflug in die Welt des Proletariats besinne ich mich Ende der 70er wieder meiner eigenen Fähigkeiten. Ich biete Illustrationen und Karikaturen an. Für die NRZ zeichne ich Portraitkarikaturen von lokalen Politikern, die mehrmals pro Woche erscheinen. Später gehört auch die WAZ dazu. Für die bundesweit erscheinende Monatszeitung der Gewerkschaft Handel, Banken und Versicherungen (HBV, heute verdi) zeichne ich politische Karikaturen und werde dort quasi zum ‚Hauszeichner‘. Großen Bedarf an Illustrationen gibt es bei den plötzlich überall erscheinenden Stadtmagazinen. Von München bis Berlin erscheinen auf einmal meine Zeichnungen. Besonders treue Abnehmer sind der ‚Schädelspalter‘ in Hannover und das ‚Tip‘ in Freiburg. Der Berliner Elefantenpress nimmt mich in seinen Karikaturenkalender auf und es gibt sogar Schulmaterialien mit meinen Zeichnungen.
Hier ein paar Beispiele meiner Portraitkarikaturen
Warum hast du damit aufgehört?
… werde ich oft gefragt. Nun, alles hat seine Zeit, sage ich dann meist. Und das ist durchaus ernst gemeint. Denn das Leben hat noch genug andere Aufgaben zu bieten, die ich erlernen möchte. Ich bilde mir ein, dass ich selbst am besten weiß, wie mein Ausbildungsplan auszusehen hat. Es gibt aber auch aktuelle Gründe. So sind mir politische Karikaturen meist zu platt geworden. auch meine eigenen. Ich denke inzwischen nicht mehr in schwarz/weiß.
Der Hauptgrund aber ist Gerhard Seyfried. Er hat im Rotbuch-Verlag einen Karikaturenband veröffentlicht, der in der Szene zum absoluten Bestseller wird. Ehemalige Schulkollegen beglückwünschen mich zu diesem Band. Da habe ich doch wohl daran mitgearbeitet? Nein, habe ich nicht. Sein Strich und sein Humor ähnelt wirklich ein bisschen dem, was ich bisher produzierte. In der Folge versuche ich, nicht wie Seyfried auszusehen. Ich habe zwar Erfolg damit, aber mir selbst gefällt es nicht mehr. Der lockere Strich ist dahin. Ich beschließe, mir neue Aufgaben zu suchen.